Hochwasserschutz Au-Berneck - Rück- und Ausblick / Einladung zur Informationsveranstaltung

25. Februar 2020

Nach den beiden grossen Hochwasserereignissen in den Jahren 1998 und 2002 haben die beiden Gemeinden Au und Berneck die Projektgruppe Hochwasserschutz Littenbach-Äächeli, Au-Berneck, eingesetzt. Sie setzt sich aus den Gemeindepräsidenten der beiden Gemeinden und je einem Gemeinderat sowie Fachspezialisten des kantonalen Tiefbauamts St.Gallen zusammen. Reto Walser, Bänziger Partner AG ist als Bauherrenvertreter eingesetzt. Die IUB Engineering AG, Bern, erarbeitet derzeit mit weiteren Fachplanern das Auflageprojekt. An regelmässig stattfindenden Veranstaltungen sowie über die Medien werden die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinden Au und Berneck über den Planungsstand informiert und sie hatten Gelegenheit bei verschiedenen Workshops mitzuwirken.

 

Jahresbericht 2019

Die Projektgruppe Hochwasserschutz Littenbach-Äächeli Au-Berneck beschäftigte sich auch im vergangenen Jahr mit der Begleitung des Auflageprojekts, das von verschiedenen Fachplanern federführend von der IUB Engineering AG (IUB) erarbeitet wird. Nach einer intensiven Arbeitsphase, die aufgrund verschiedener zusätzlichen Abklärungen länger als geplant dauerte, lud die Projektgruppe Hochwasserschutz zum Informationsanlass vom 3. September 2019 ein. Im ersten Teil orientierte das Ingenieurteam über den Stand der Planungsarbeiten, insbesondere betreffend Stollenprojekt Rosenberg, und im zweiten Teil wurde nach einer grundsätzlichen Information über den bundesrechtlich vorgeschriebenen Gewässerabstand über die im Projektgebiet aktuell vorgesehene Festlegung entlang der Gewässer Äächeli, Littenbach, Buechholz- und Hinterburgbach orientiert.

Neben den bisherigen Informationskanälen (Informationsveranstaltungen, Website www.berneck.ch, Gemeindenachrichten Berneck und Mitteilungsblatt Au, Rheintaler) sollen an rund 10 Standorten Informationstafeln vor Ort über das Hochwasserprojekt Littenbach-Äächeli orientieren. Die erste Informationstafel steht in der Papieri Berneck und erklärt das Gesamtkonzept und welche Funktion der Holzrückhalt Papieri genau erfüllt. Weiter wird im Sommer 2020 die Website www.littenbach.ch mit den projektrelevanten Inhalten online gehen.

Im 2020 wird das Auflageprojekt weiter ausgearbeitet. Am 10. März 2020 findet der nächste Informationsanlass statt. Ziel ist, in den nächsten Monaten die Partizipation mit den Bürgerschaften und den verschiedenen Beteiligten fortzuführen und das Vernehmlassungsverfahren bei Bund und Kanton durchzuführen.

Meliorationsprojekt / Bodenverbesserung

Das Hochwasserschutzprojekt Littenbach-Äächeli sieht vor, ausgewählte Landwirtschaftsflächen im Bereich Emseren / Kloteren im Hochwasserfall als Retentionsflächen zu beanspruchen und daher auszuscheiden. Um diese Flächenbeanspruchung bestmöglich ausgleichen zu können, sind Massnahmen zur Standort- und Bodenverbesserung (Meliorationsprojekt) vorgesehen. Diese Massnahmen umfassen insbesondere die Ausgleichung von Geländemulden (Terrainveränderungen) sowie den Einbau ergänzender Drainageleitungen. Die Eigentümer von im Meliorationsperimeter liegenden Grundstücken wurden bereits Ende November 2018 über die Idee des Meliorationsprojekts mit Bodenverbesserungen sowie das Verfahren nach Meliorationsgesetz informiert. Bis Mitte Januar 2019 haben die Mehrheit aller Grundeigentümer, die auch über die Mehrheit der Bodenflächen verfügen, der Projektierung zugestimmt. Mit der Zustimmung binden sich die Eigentümer vorerst für das Planungsprojekt, nicht aber für das Meliorationsprojekt.

Die Gemeinderäte Au und Berneck genehmigten die Durchführung des Meliorationsverfahrens (Planung) und das Beizugsgebiet samt Statuten im August 2019. Das Beizugsgebiet, die Statuten sowie die Gemeinderatsbeschlüsse lagen während 30 Tagen öffentlich auf. Während dieser Frist wurden alle Bewirtschafter innerhalb des Meliorationsperimeters zu einem persönlichen Gespräch mit dem Fachplaner eingeladen, damit wichtige Erkenntnisse in die weitere Bearbeitung aufgenommen werden konnten. Innerhalb der Auflagefrist ist eine Einsprache eingegangen, die später wieder zurückgezogen wurde. Das Beizugsgebiet wurde inzwischen vom Landwirtschaftsamt St.Gallen genehmigt. Derzeit werden die Ergebnisse aus den verschiedenen Einzelgesprächen mit den Bewirtschaftern ausgewertet. Anschliessend soll ein konkretes Vorprojekt bis Sommer 2020 ausgearbeitet werden. Grundeigentümer und Bewirtschafter, die von allfälligen baulichen Massnahmen gemäss Vorprojekt betroffen sind, werden miteinbezogen. Eine weitere Informationsveranstaltung ist vorgesehen. Bevor im Rahmen des Hochwasserprojekts das Meliorationsprojekt baulich umgesetzt werden kann, ist eine weitere öffentliche Auflage notwendig.

 

Rück- und Ausblick

Seit dem Beginn der ersten Planungen im Jahre 2001 haben die Gemeinden Au und Berneck bis heute über 8 Mio. Franken in den Hochwasserschutz investiert, wovon Bund und Kanton bislang rund 3 Mio. Franken Subventionen an vorgezogenen Massnahmen (Schlossbrugg, Dürrenbommert, Papieri) übernahmen. Das Vorprojekt geht aktuell von total geschätzten Kosten über 32 Mio. Franken aus. An diesen beteiligen sich Bund und Kanton im Umfang von rund 66 %. Die Restkosten finanzieren die Gemeinden Au und Berneck.

Die Projektgruppe Hochwasserschutz Littenbach-Äächeli, Au-Berneck, hat die notwendigen Schritte und Planungen erarbeitet, um die Hochwassersituation in den Ortschaften Au und Berneck zu verbessern. Die Vorabklärungen zeigten, dass die Ausgangslage komplex ist und der Hochwasserschutz nicht mit einer Einzelmassnahme gelöst werden kann. Das Projekt enthält eine ganze Palette an Massnahmen, damit längerfristig eine verbesserte Hochwassersicherheit erreicht wird. Dazu gehört zusätzlicher Rückhalteraum für Holz und Geschiebe, der Gerinneausbau und der Wasserrückhalt in Retentionsräumen.

Bereits ausgeführte Massnahmen

Vor 10 Jahren wurde das Volumen des Kiesfangs Schlossbrücke vergrössert und mit dem Bau einer neuen Sperre die Strömungsverhältnisse beim Durchlass Schlossbrugg verbessert. Ebenfalls wurde das Gerinne vom Kiesfang Schlossbrugg bis zur Brücke Indermaur für die Dimensionierungswassermenge ausgebaut. Im Dezember 2009 konnte die Geschiebe- und Holzrückhalteanlage Dürrenbommert in Betrieb genommen werden. Diese Anlage mit einem Volumen von 6‘000 bis 8‘000 m3 stellt sicher, dass Geschiebe und Holz zurückgehalten wird. Verschiedene Brücken über den Littenbach wurden ersetzt und damit die Hochwassersicherheit verbessert: die Kobelbrücke wurde durch ein höher gelegenes Provisorium im 2015, die Brücke Johannes Dierauerstrasse / Gemperenstrasse durch eine höher gelegene Fussgängerbrücke im 2017 und im selben Jahr die Brücke Kropfackerstrasse über den Littenbach ersetzt. Entlang der Bachstrasse Au wurden Winkelelemente versetzt. Letztlich wurde der neue Holzrückhalt Papieri Ende 2018 fertig gestellt. Mit diesen vorgezogenen Massnahmen konnte die Hochwassersicherheit deutlich erhöht werden.

Weitere Massnahmen notwendig

Die bestehenden Gewässerquerschnitte von Littenbach, Hinterburgbach und Äächeli vermögen die anfallende Wassermenge eines 100-jährigen Hochwassers nicht abzuleiten. Weil im unteren Bereich des Littenbaches der Platz für einen notwendigen Gerinneausbau nicht im genügenden Masse zur Verfügung steht, muss die Abflussmenge im Littenbach reduziert werden. Dies soll mit einer Ausleitung über ein Drosselbauwerk bei der Schlossbrücke mit Stollen Rosenberg und der Retention in den Gebieten Kloteren erreicht werden. Dafür müssen neben dem Littenbach auch das Äächeli und der Hinterburgbach ausgebaut werden. Mit diesen Ausbauten wird die Überflutungshäufigkeit markant reduziert, so dass für die Gebiete entlang dieser Gewässer ein hoher Schutz gewährleistet werden kann. Mit dem Projekt ist gleichzeitig der Gewässerraum mit einem Sondernutzungsplan festzulegen.

 

Einladung zur Informationsveranstaltung vom 10. März 2020

Die Projektgruppe Hochwasserschutz informiert die Bevölkerung an regelmässigen Informationsveranstaltungen und hat in verschiedenen Workshops Inputs der Bürgerinnen und Bürger eingeholt. Seit der letzten öffentlichen Informationsveranstaltung vom 3. September 2019 wurde das Hochwasserschutzprojekt weiter konkretisiert. Die Projektgruppe Hochwasserschutz lädt daher zum nächsten Informationsanlass auf Dienstag, 10. März 2020, 19 Uhr, in der Aula, Schulhaus OMR am Bach, Heerbrugg, ein. Nach einem kurzen Rückblick wird der aktuelle Stand der Wasserbauprojekte mit Gestaltungen im und am Gewässer vorgestellt. In einem zweiten Teil wird über den aktuellen Stand beim Meliorationsprojekt sowie die Abklärungsergebnisse betreffend Grundwasser informiert.

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Freundliche Grüsse

Für die Projektgruppe HWS Littenbach-Äächeli

Philipp Hartmann

Gemeinderatsschreiber Berneck

25.02.2020