Mit neuem Container gegen Hochwasser

11. Oktober 2019

Die Feuerwehr Berneck-Au-Heerbrugg bekommt von der Mobiliar ein 320 000-FrankenGeschenk, das auch anderen nützt.

Es ist ein mobiles Deichsystem in Form eines roten Containers. Dieser enthält Schläuche von 440 Metern Gesamtlänge. Werden sie mit Wasser vollgepumpt, entsteht rasch ein 60 Zentimeter hoher Damm und somit ein wirksames Mittel gegen unkontrollierten Wasserfluss. Fünf Feuerwehren in der Schweiz bekommen den Container. Sein Inhalt schützt vor allem bei Überschwemmungen, die man kommen sieht. Das mobile Deichsystem lässt sich also mit Blick auf eine drohende Überflutung bei Dauerregen einsetzen. Ausser der Feuerwehr Berneck-Au-Heerbrugg kommen jene von Zofingen, Sion, Locarno sowie Interlaken-Bödeli zum Zug.

Karte zeigt konkretes Schadenpotenzial
Warum das Mittelrheintal beglückt wird, zeigt ein interaktives InternetTool, das vom Mobiliar Lab für Naturrisiken an der Universität Bern entwickelt wurde. Die 2013 gegründete Einrichtung hat als Teil ihrer Forschungsarbeit die HochwasserHotspots der Schweiz identifiziert und auf einer Karte veröffentlicht. Die interaktive Karte «ist in dieser Form einzigartig und geht weit über die bekannte Abbildung von reinen Gefahrenkarten hinaus», heisst es in einer Medienmitteilung. Die Karte führt nicht nur die abstrakte Gefährdung durch Hochwasser vor Augen, sondern auch das konkrete Schadenpotenzial. Die Karte zeigt: In der Schweiz befinden sich rund 300 000 Gebäude mit einem Neuwert von 500 Milliarden Franken in hochwassergefährdeten Gebieten. Im Alpenbogen – unter anderem im St.Galler Rheintal – ist ein hoher Anteil der Gebäude und der Wohnund Arbeitsbevölkerung betroffen. In 200 der insgesamt gut 2200 Gemeinden in der Schweiz befinden sich mehr als 30 Prozent der Gebäude in hochwassergefährdetem Gebiet.

Au-Heerbrugg: Viele Häuser betroffen
Ein (besonders hoher) 73-ProzentAnteil der Gebäude droht bei Hochwasser in der Gemeinde AuHeerbrugg Schaden zu nehmen. Damit ist Au schweizweit unter jenen fünf Gemeinden, in denen anteilsmässig am meisten Gebäude gefährdet sind. Auch Widnau liegt mit 64 Prozent sehr weit vorne, an der Schwelle zu den Top Ten des Landes. In Berneck beträgt der Anteil der gefährdeten Gebäude 36 Prozent, in Balgach sind es 38. Auch dies sind im landesweiten Vergleich allerdings hohe Werte. In der Schweiz liegen gut 13 Prozent aller Gebäude in hochwassergefährdetem Gebiet, im Kanton St.Gallen sind es 25 Prozent.

Vorbeugen ist besser als zahlen
Im oberen Rheintal schwingt Rüthi mit einem 42-ProzentAnteil obenaus. Es folgen die Gemeinden Altstätten (39%), Rebstein (35%), Marbach (34%), Eichberg (28%) und Oberriet (23%). Dass die Versicherungsgesellschaft Mobiliar der Feuerwehr Berneck-Au-Heerbrugg ein mobiles Deichsystem schenkt, ist natürlich auch in ihrem eigenen Interesse. Ereignet sich eine Überschwemmung, muss die Versicherungsfirma für Schäden aufkommen. Indem sie ausgewählten Feuerwehren einen ihrer roten Container schenkt, beugt sie auch Schäden – und somit viel höheren Kosten – vor. Die Übergabe des Containers in Heerbrugg ist für Freitag, 25. Oktober, geplant. Dann wird auch vorgeführt, wie das mobile Deichsystem funktioniert.

Neues System macht flexibler
Markus Köppel, der die Feuerwehr Berneck-Au-Heerbrugg kommandiert, freut sich auf den Container und sagt, er werde bei Bedarf natürlich auch den Feuerwehren der umliegenden Dörfer dienen können. Aktuell hat die Feuerwehr Berneck-Au-Heerbrugg ein sogenanntes Beaver-System im Einsatz. Ihm liegt ein ähnliches Prinzip zugrunde, doch mit dem Mobiliar-Container sei die Feuerwehr flexibler, sagt Markus Köppel. Der Kommandant hat einen sehr guten ersten Eindruck gewonnen und rechnet damit, dass das neue Material eher leichter zu handhaben sein wird. Aufs «grosszügige Geschenk» freue man sich umso mehr, als das bisherige System allmählich in die Jahre komme, sagt Markus Köppel.

Hochwasser wie hier am 2. Juni 2013 in Widnau ist ein wiederkehrendes Problem, das alle Rheintaler Gemeinden kennen.
Hochwasser wie hier am 2. Juni 2013 in Widnau ist ein wiederkehrendes Problem, das alle Rheintaler Gemeinden kennen.